Erklärung frieden-links.de
(Friedensaktionsprogramm)
„Der Frieden ist nicht alles, aber alles ist ohne den Frieden nichts.“ (Willy Brandt)
Für diese Ziele lohnt es sich, sich zu engagieren, zu streiten, zu demonstrieren und zu regieren – auf der Straße, im Parlament und in Regierungen.
Es handelt sich um friedenspolitische Kernforderungen aus der Friedensbewegung für vielfältige außerparlamentarische Aktionen und parlamentarisches sowie Regierungshandeln. Jede dieser Kernforderungen bedarf eines umfassenden Begründungs- und Argumentationszusammenhanges.
Kernforderungen:
1. Frieden in Europa ist nur mit Russland möglich. Wir treten ein für eine Politik des Dialoges, der Entspannung und Verständigung auch mit Russland. Ziel sollte eine neue europäische Friedensordnung sein, die auf Kooperation und Abrüstung basiert. Ein Helsinki 2 Prozess, der in einer neuen europäischen Friedenscharta mündet, könnte diesen Prozess fördern. Dieser Prozess der Zivilisierung der Politik wird verbunden mit einem Prozess des Rückzugs aus der NATO. Deutschland tritt aus den militärischen Strukturen der NATO aus.
2. Abrüstung ist ein Kernelement der Friedenspolitik. Der Verteidigungsetat sollte ab 2021 jedes Jahr um 10% gekürzt werden, alle Neuanschaffungen von Waffen werden gestoppt. Die freiwerdenden Ressourcen werden
- für ein umfassendes Konversionsprogramm zum Abbau der Rüstungsindustrie,
- für den Ausbau des Gesundheitssystems,
- für Hilfe zur Selbsthilfe für den globalen Süden und
- für eine umfassende und solidarische Flüchtlingspolitik genutzt.
Deutschland entwickelt gemeinsam mit anderen Ländern eine Initiative für eine Kampagne zur weltweiten Kürzung der Rüstungsausgaben um mindestens 10% jährlich zur Realisierung der SDGs (Sustainable Development Goals).
3. Eine Welt ohne Atomwaffen ist das Ziel. Als ersten Schritt dahin wird der TPNW (Atomwaffenverbotsvertrag) umgehend unterzeichnet und ratifiziert. Das Abkommen über die Stationierung der US-Atomwaffen wird gekündigt, so dass diese Atomwaffen in spätestens 12 Monaten abgezogen werden müssen. Die 45 neuen Atomwaffen tragende F 18 Kampfflugzeuge für ca. 8 Milliarden Dollar werden nicht angeschafft.
4. Deutschland steigt aus dem Programm zum Leasen und zur Beschaffung bewaffnungsfähiger Drohnen aus und übernimmt die Initiative für eine Intensivierung der Verhandlungen über eine weltweite Kampfdrohnenverbotskonvention.
5. Rüstungsexport wird per Gesetz verboten.
6. Alle Auslandseinsätze werden per Beschluss des Deutschen Bundestages beendet und ein verantwortbarer aber schneller Rücktransport eingeleitet.
7. Das Stationierungsabkommen mit den Vereinigten Staaten über US – Militärbasen wird umgehend gekündigt. Für die freiwerdenden Flächen wird ein umfassendes Infrastruktur-Konversionsprogramm unter Beteiligung der Kommunen, der Gewerkschaften und der Friedensbewegung erarbeitet.
8. Eine zivile Kommission erarbeitet ein Konzept der Neustrukturierung der Bundeswehr, als defensive Verteidigungsarmee entsprechend dem Grundgesetz. Strukturen wie die KSK werden umgehend aufgelöst.
9. Als zentraler Partner in der EU setzt sich Deutschland für eine Friedenspolitik der EU als Teil europäischer Friedenspolitik ein. Dies beinhaltet, dass PESCO, die Europäische Verteidigungsagentur, die Finanzierung europäischer Rüstungsforschung, die Unterstützung militärischer Beschaffungen und die Finanzierung militärischer Einsätze umgehend beendet werden. Deutschland steigt aus Frontex aus. In Zusammenarbeit mit der internationalen Friedensbewegung wird ein Konzept Zivilmacht EU erarbeitet.
10. Alle Institutionen der zivilen Konfliktbearbeitung, der Friedensforschung, des Friedensdienstes, etc. werden materiell deutlich gestärkt und ausgebaut.
Frieden verlangt aktives Handeln und Bewegung. Deswegen setzen wir uns für eine eigenständige gesellschaftliche Förderung der Friedensbewegung ein.
Berlin/Bremen/Frankfurt/Essen /Düsseldorf 15.September 2020
Reiner Braun, Berlin, International Peace Bureau, Kampagne Stopp Airbase Ramstein
Kristine Karch, Düsseldorf, Co-Sprecherin des internationalen Netzwerkes „No to war-no to NATO“
Ekkehard Lentz, Bremen, Sprecher Bremer Friedensforum
Pascal Luig, Berlin, NaturwissenschaftlerInnen-Initiative, Verantwortung für Frieden und Zukunftsfähigkeit e.V. (NatWiss)
Willi van Ooyen, Frankfurt/M. Aktivist der Friedens- und Sozialforumsbewegung, Bundesauschuss Friedensratschlag, Ostermarschbüro
Karl Heinz Peil, Frankfurt/M. Friedens- und Zukunftswerkstatt e. V., verantwortlicher Redakteur des ‚Friedensjournal‘
Prof. Dr. Werner Ruf, Edermünde, Kasseler Friedensforum
Bernhard Trautvetter, Essen, Mitbegründer Netzwerk Schule ohne Bundeswehr NRW, Sprecher Essener Friedensforum, VVN-BdA, GEW
Die Erklärung basiert auf dem Aufruf, der bisher von 1245 Personen unterzeichnet wurde und für den weiterhin Unterschriften auf www.frieden-links.de gesammelt werden.
Download: Friedensaktionsprogramm-Erklaerung_frieden-links.de
vielen Dank für die klaren Worte dieser Erklärung – hoffnungsvoll so gar nicht auf Regierungskurs.
Toll die Forderung: „Frieden mit Russlan“.
Ich wünsche mir einen breiten öffentlichen Kurs mit LINKEn Parteimitgliedern zum Thema: Regierungsbeteiligung. Konsequente Friedenspolitik und Regierungsbeteiligung – schließen sie sich nicht aus?
Friedliche Grüße
Ingrid Fröhlich-Groddeck
Liebe Friedensfreunde,
ich denke Euer Engagement bleibt nicht ungehört in meiner Partei, Die Linke.
Mit solidarischem Gruß
Dr. Alexander S. Neu, MdB
Lieber Herr Dr. Alexander S. Neu,
dieser Aufruf ist seit einem Monat zu unterstützen.
1.631 Unterzeichner, darunter schon eine nennenswerte Zahl von Mitglieder der
Partei DIE LINKE. Absolut betrachtet, ein mickriges Zwischenergebnis.
Es geht ja jetzt um GRÜN, ROSA, „ROT“ was die Mehrheit des Funktionärskörpers in der Partei DIE LINKE anstrebt. Viel „Wort-Klauberei“, Auslands-Kriegseinsätze und und und so weiter. Keine Rüstungslieferung aus Deutschland, in dem Bewußtsein, dass auch aus Auslands-Produktionsstätten heraus die Lieferungen erfolgen können. Klar, ohne weitere Aufrüstung, der damit auch verbundenen Rüstungs-Produktion von KMW, Rheinmetall u.s.w. gibt es keine Regierungs-Beteiligung.
Unter diesem Aspekt werden viele Linksparteimitglieder der „höheren“ Ebenen diesen Aufruf nicht unterzeichnen.
Die friedenspolitischen Kernforderungen aus der Friedensbewegung finde ich angemessen und hilfreich.Mir fehlt allerdings ein Hinweis zur Politik der UNO:
„Eine Kernforderung der Friedensbewegung in Europa und der Welt muß sein, die Kompetenz der UN für den Frieden in der Welt zu stärken, denn Richtschnur für eine Friedenspolitik ist das im Art 2 der UN-Charta verankerte Gewaltverbot. Darüber hinaus verpflichten die Artikel 11, 25 und 47 der UN-Charta die Mitgliedstaaten zur Abrüstung und Rüstungskontrolle.“
Voraussetzung wäre allerdings eine Reform der UN:
– Aufhebung des Vetorechts der USA,Rußland,China,Großbritannien und Frankreich, damit der Weltsicherheitsrat Entscheidungskompetenz durch die Möglichkeit von Mehrheitsentscheidungen bekommt.
Letzteres erscheint zwar zur Zeit sehr unrealistisch, aber diese Forderung sollte von der Friedensbewegung in die politische Diskussion immer wieder eingebracht werden!
Vielleicht kann dieser Punkt von den Autoren in die 10 Punkte-Erklärung integriert werden!
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