Appell an die linken und fortschrittlichen Kräfte im Europäischen Parlament
Liebe Unterzeichner*innen des Appells an die linken und fortschrittlichen Kräfte im Europäischen Parlament,
wir danken für die Unterzeichnung des Appells. Anbei finden Sie den Appell (Englisch, Niederländisch, Französisch, Deutsch und Spanisch) zusammen mit der endgültigen Liste der Organisationen und Personen, die die Initiative unterstützen.
Unserer Meinung nach handelt es sich um eine bedeutende Mischung von NGO’s, Aktivist*innen, Akademiker*innen und politischen Akteur*innen, von Finnland bis Griechenland (und sogar aus den USA und Kanada), die ihre Besorgnis über die Schwächung der Wachsamkeit der linken Kräfte in der Europäischen Union zum Ausdruck bringen.
Ohne die Ferienzeit wäre die Reaktion zweifellos stärker ausgefallen. Wie auch immer, wir glauben, dass dieser Appell ein Signal an die linken Kräfte sein wird, dass ihre politischen Positionen nicht unbemerkt bleiben und dass breite progressive Kreise eine prinzipientreuere Haltung erwarten.
Wie angekündigt, werden wir den Appell und die Liste der Unterzeichner*innen an die 39 Mitglieder der linken Fraktion im Europäischen Parlament (GUE/NGL) und an die Präsidentschaft der GUE/NGL, die Sozialdemokraten (S&D) und die Grünen schicken und sie auffordern, die Sorgen der Unterzeichner ernsthaft zu berücksichtigen, wenn sie eine endgültige Entscheidung über den europäischen Wiederaufschwung und den Mehrjahreshaushalt treffen müssen. Die Begleitbotschaften finden Sie in den angehängten Dateien.
Sie sind eingeladen, diesen Appell in Ihren eigenen Kreisen und Publikationen zu veröffentlichen. Wir werden versuchen, ihm in den breiteren Medien eine gewisse Resonanz zu verschaffen.
In Solidarität,
Ludo De Brabander (Vrede)
Herman Michiel (Ander Europa)
Letter to the presidencies of S-D, Greens and GUE-NGL.pdf
Letter to the members of the left group GUE_NGL in the European Parliament.pdf
Inhalt
APPELL AN DIE LINKEN PARTEIEN IM EUROPÄISCHEN
PARLAMENT
Am 23. Juli nahm die große Mehrheit der Linksfraktion (GUE/NGL) im Europäischen Parlament, zusammen mit den
sozialdemokratischen (S&D), grünen und rechten (EVP, Renew) Parteien eine Entschließung an, die sich gegen den
‘European Deal’ vom 21. Juli ausspricht, in dem der Rat der europäischen Staats- und Regierungschefs eine Einigung
über ein europäisches Konjunkturprogramm und den Mehrjahreshaushalt erzielt hat.
Vieles spricht in der Tat gegen diesen Deal, der ein Kompromiss war, um den Bedenken der ‘frugal four’
Mitgliedstaaten, angeführt von den Niederlanden, entgegenzukommen, die die Probleme von Südstaaten wie Italien
und Spanien als Folge ihrer ‘unverantwortlichen’ Haushaltspolitik erklären. Das Abkommen beinhaltete die Kürzung
einer Reihe von Posten des Konjunkturprogramms und des EU-Haushalts, darunter Gesundheit und Klima. Das ist ein
triftiger Grund für Widerstand, auch von links. Aber die Entschließung des Europäischen Parlaments fordert nicht nur
die Wiederherstellung der ursprünglichen Geldbeträge für sozial verantwortliche Zwecke, sondern auch für absolut
unhaltbare. Die beiden verwerflichsten Punkte sind der Europäische Verteidigungsfonds und der Fonds für die
integrierte Grenzverwaltung.
Der Verteidigungsfonds ist eine schleichende Art und Weise, europäische Gelder unter dem Deckmantel der
„Industriepolitik“ in die Rüstungsindustrie zu lenken. Die Vereinbarung vom 21. Juli sieht für diesen Fonds ’nur‘ 7
Milliarden vor. Die militärisch-industrielle Lobby ist natürlich enttäuscht, denn ursprünglich waren 13 Milliarden €
vorgesehen. Wir können nicht akzeptieren, dass linke und fortschrittliche Parteien eine Forderung nach mehr Geld
für die Militarisierung Europas unterstützen.
Und es gibt den ‚Integrierten Grenzschutzfonds‘. Indem sie die Entschließung des Parlaments unterstützt, fordert die
linke Fraktion die Stärkung von Frontex, dem zunehmend militarisierten Ansatz der EU in der Migrations- und
Asylpolitik, der für Tausende von Ertrinkenden im Mittelmeer verantwortlich ist, und die Auslagerung der
Grenzüberwachung an diktatorische Regime. Diese Politik, die bereits von mehreren humanitären Organisationen
verurteilt wurde, kann in keiner Weise von fortschrittlichen Kräften unterstützt werden.
Es sollte auch angemerkt werden, dass die Entschließung zu den Bedingungen schweigt, die gemäß der europäischen
Vereinbarung vom 21. Juli an die Gewährung von Zuschüssen und Darlehen aus dem Wiederaufbaufonds an die Mitgliedstaaten geknüpft werden. Die Resolution unterstützen ist schweigen über diesen ‘Geld im Austausch für
neoliberale Reformen’-Kuhhandel.
Wir kommen zu dem Schluss, dass die Resolution den progressiven Ansichten im Allgemeinen und den Programmen
linker Parteien in der EU im Besonderen grundlegend widerspricht. Durch ihre Annahme macht die ohnehin schon
stark geschwächte Linke sich selbst überflüssig.
Die Unterzeichner dieses Aufrufs fordern die linke Fraktion im Europäischen Parlament und ihre Mitgliedsparteien
auf, ihre strategischen Optionen ernsthaft zu überdenken. Wir appellieren auch an die fortschrittlichen Kräfte in den
sozialdemokratischen, grünen und anderen Parteien, sich der Militarisierung Europas und einer zunehmend
unmenschlichen und unsozialen Politik zu widersetzen.
Signatories
Signed as an organisation:
Agir pour la Paix (Belgium), Belgische Coalitie stop uranium wapens, Bruxelles Panthères, Comité Surveillance OTAN, (Belgium), Communist Party of Finland, International Coordinating Committee of „No to war – no to NATO“, Leuvense Vredesbeweging (Belgium), Links Ecologisch Forum (LEF, Belgium), Mouvement Citoyen Palestine (Belgium), Socialist Democracy (Ireland), Stop Wapenhandel (Netherlands); Vredesactie (Belgium), Vrede vzw (Belgium)
Individual signatories:
Dirk Adriaensens, Brussells Tribunal (Belgium) | Tassos Anastassiadis, member TPT, journalist
(Greece) | Karel Arnaut, antropologist, KU Leuven (Belgium) | Jean Batou, solidaritéS/Ensemble à
Gauche, member Geneva Parliament (Switzerland) | Reiner Braun, Kampagne Stopp Air Base
Ramstein (Germany) | Ingeborg Breines, former president International Peace Bureau (Norway) |
Bob Brown, All-African People’s Revolutionary Party (USA) |Marijke Colle, ecofeminist, member SAP (Belgium) | Filip De Bodt, Climaxi (Belgium) | Ludo De Brabander, Vrede (Belgium) | Lieven De Cauter, Philosopher, RITCS, School of Arts, & | Department of Architecture KULeuven | Herman De Ley, Em. Professor, Ghent University (Belgium) | Klaus Dräger, former policy advisor of the GUE/NGL on employment, social affairs (Germany) | Yannis Felekis, member TPT, immigrant support activist (Greece) | Pierre Galand, former senator Parti Socialiste (Belgium) | Eloi Glorieux, former member Flemish Parliament, peace and ecological activist | Kees Hudig, editor Globalinfo.nl (Netherlands) | Anton Jäger, University of Cambridge/Université Libre de Bruxelles | Ulla Jelpke, member of German Parliament (DIE LINKE) | Dimitris Konstantakopoulos, editor defenddemocracy.press, former member of the Secretariat of SYRIZA (Greece) | Stathis Kouvélakis | Costas Lapavitsas, Prof. of Economics, SOAS (London), former member of the Greek Parliament | Tamara Lorincz, PhD candidate | Wilfrid Laurier University, (Canada) | Herman Michiel, editor Ander Europa (Belgium) | Anne Morelli, honorary professor ULB (Belgium) | Karl-Heinz Peil, Friedens- und Zukunftswerkstatt (Frankfurt, Germany) | Lucien Perpette, member Fourth International (Slovenia) | Stefanie Prezioso, member Swiss Parliament | Matthias Reichl, press speaker, Center for Encounter and active Non-Violence (Austria) | Nordine Saïdi, decolonial activist (Belgium) | Catherine Samary, Alter-European economist (France) | Ingeborg Schellmann, member Attac (Germany) | Rae Street, activist against NATO (UK) | Daniel Tanuro, ecosocialist, author, member Gauche Anticapitaliste (Belgium) | Eric Toussaint, spokesperson CADTM International | José Van Leeuwen, Docp/BDS, Netherlands | Willy Verbeek, president Beweging.net Herent (Belgium) | Andy Vermaut, climate and peace initiative Pimpampoentje, president PostVersa (Belgium) | Marie-Dominique Vernhes, in the name of 12 members of the working group ‘Europa’ of Attac Germany | Asbjørn Wahl, author and trade union adviser (Norway) | Prof. David Webb, Campaign for Nuclear Disarmament (UK) | Andreas Wehr, Marx-Engels-Zentrum Berlin | Thomas Weyts, member SAP (Belgium) | Thodoris Zeis, member TPT, lawyer, refugees and immigrant support (Greece) | Bob Zomerplaag, Enschede voor Vrede (Netherlands).
Letter to the presidencies of S-D, Greens and GUE-NGL
Dear Iratxe García Pérez, president of the S&D Group in the European Parliament,
Dear Ska Keller, dear Philippe Lamberts, co-presidents of The Greens/EFA
Dear Manon Aubry, dear Martin Schirdewan, co-presidents of GUE/NGL
The approval by the progressive groups in the European Parliament (S&D, Greens and GUE/NGL) of the resolution on the Conclusions of the extraordinary European Council meeting of 17-21 July 2020 did not go unnoticed by progressive forces, from within the EU and even from without. In the first place, the peace movement is appalled by the support for a larger budget for the European Defence Fund, which implies a further militarization of Europe. Secondly, the resolution calls for more money for the Integrated Border Management Fund. May we remind you that the EU’s increasingly militarized approach to migration and asylum is already responsible for thousands of deaths in the Mediterranean, and that this policy has already been condemned by several humanitarian organisations. Thirdly, the resolution is silent on the conditions which will be attached to the approval of grants and loans, although the coupling with the European Semester is a bad omen.
Enclosed you find an Appeal to reconsider the political orientation in these matters, together with the list of signatories. They come from varied quarters and member states, and hopefully convince you of the expectations we put in you. As the final decisions will only be taken in the coming months, we hope your group will then have a principled attitude.
May we ask you to inform your members on this Appeal ? We thank you in advance.
Kind regards,
The signatories of the Appeal
Letter to the members of the left group GUE_NGL in the European Parliament
Dear member of the left group GUE/NGL in the European Parliament,
The approval by a majority of members of the left group in the European Parliament of the resolution on the Conclusions of the extraordinary European Council meeting of 17-21 July 2020 did not go unnoticed by progressive forces from different quarters, from within the EU and even from without. In the first place, the peace movement is appalled that your group supported the call of the mainstream parties for a larger budget for the European Defence Fund; this is a fundamental break with the past, as the left was always opposed to the
militarization of Europe. Secondly, the resolution calls for more money for the Integrated Border Management Fund. This implies the strengthening of the EU’s increasingly militarized approach to migration and asylum policy, responsible for thousands of deaths in the Mediterranean, a policy that has already been condemned by several humanitarian organisations. Thirdly, by approving the resolution, you also approve its silence on the conditions which may be attached to the approval of grants and loans; however, the explicit link of the recovery plan with the European Semester is far from reassuring.
We know that your group proposed a number of amendments, opposing some of the mentioned positions; this proves that you are well aware of the reprehensible points in the resolution. You did nevertheless approve it; if we should infer from this that GUE/NGL considered the three abovementioned objections as minor issues, we would thoroughly disagree with this.
Enclosed you find an Appeal to reconsider the political orientation in these matters, together with the list of signatories. They come from varied quarters and member states, and hopefully convince you of the expectations we put in you. As the final decisions will only be taken in the coming months, we hope your group will then have a principled attitude.
Kind regards,
The signatories of the Appeal