Grüner Kapitalismus und eine mit sich selbst beschäftigte Linke
Warum es gut ist, wenn die Umweltbewegung gar nicht erst die Illusion bekommt, mit parlamentarischer Arbeit viel bewegen zu können.
14. Juni 2021 Peter Nowak
Quelle: https://heise.de/-6070640
Auszüge:
Zumindest in der Außenpolitik gehören die Grünen und das von ihnen vertretene neue Bürgertum aktuell zum aggressiven Teil des deutschen Imperialismus gegenüber Russland. […]
Daher ist es besonders absurd, wenn Mitglieder der Partei Die Linke noch immer für ein „sozial-ökologisches“ Bündnis mit SPD und Grünen werben. Das Szenario ist heute sehr unwahrscheinlich, weil es keine Umfragen gibt, die eine Mehrheit für diese drei Parteien sehen.
Doch die Befürworter eines solchen Bündnisses sagen nicht, wie sie der teilweise noch russlandfreundlichen Basis der Linkspartei ein Bündnis mit einer Partei schmackhaft machen wollen, die dazu einen diametral entgegengesetzten Kurs einschlägt. Die schlechten Umfragewerte der Partei Die Linke, die sich teilweise gefährlich nahe an die Fünf-Prozent-Hürde bewegen, sind auch ein Ergebnis dieser unklaren Positionen. Die Linke will in vielen Punkten mit den Grünen um das junge, akademisch sozialisierte Milieu in den Städten konkurrieren.
Dabei gibt es partiell in einigen Universitätsstädten durchaus Erfolge. Doch die wiegen bisher die Verluste bei ihren langjährigen Stammwählern vor allem in Ostdeutschland, die wenig mit Gender-Debatten zu tun haben wollen, aber den Begriff „Putin-Versteher“ als Schimpfwort ablehnen, weil sie darin lupenreine Kriegsrhetorik sehen, nicht auf. Die Tageszeitung junge Welt, die in Teilen dieses Milieu gerne gelesen wird, lag nicht falsch, als sie nach den Verlusten der Linkspartei bei den Landtagswahlen in Sachsen-Anhalt titelte: „Linke verjubelt SED-Erbe“. Dabei stellt sie erst einmal nicht die Frage, ob das nicht ein vergiftetes Erbe ist. Die Wähler waren diffus für soziale Gerechtigkeit, aber haben Staat und Nation kaum in Frage gestellt.