Wir trauern um Winfried Wolf
Es ist schwierig, die unzähligen Betätigungsfelder und Aktivitäten von Winfried Wolf in eine Reihenfolge zu bringen, ohne dabei wesentliche Punkte außen vor zu lassen.
Am besten wird man ihm gerecht, wenn man auf seine eigene Kurzbiografie verweist, die auf seiner Homepage zu finden ist.
An dieser Stelle trauern wir um ihn als einen friedenspolitischen Mitstreiter unserer Initiative Frieden-Links, der als früherer MdB der PDS sich auch in dem Diskurs zur weiteren Entwicklung der Partei Die Linke einbringen konnte. Allein sein friedenspolitisches Engagement ist beeindruckend und reißt für uns eine Lücke.
Während des Kosovo-Krieges 1999 gründete er die „Zeitung gegen den Krieg“ die seitdem zweimal jährlich als Aktionsblatt in hoher Auflage erschienen ist – vor den Ostermärschen und vor dem Antikriegstag am 1. September. Damit leistete er einen wesentlichen Beitrag zur Kontinuität in der Friedensbewegung. Dass er diese Arbeit bis zuletzt „en passant“ mit Autorenbeiträgen aus dem breiten Spektrum der Friedensbewegung leisten konnte, ist nur durch sein anderweitig vorhandenes Arbeitspensum und seine daraus entwickelte Erfahrung und Routine erklärbar. Seit 2008 bis zuletzt war er Chefredakteur von „Lunapark 21 – (die) Zeitschrift zur Kritik der globalen Ökonomie„, was er selbst als seine Herzensangelegenheit bezeichnete. Diese Zeitschrift, die bisher in 61 Ausgaben erschienen ist, stellt auch den Brückenschlag zwischen seiner breit gestreuten wissenschaftlichen Expertise und der Bandbreite seiner politischen Aktivitäten dar.
Während seit einigen Jahren viel darüber diskutiert wird, wie man politische Aktivitäten für den Umwelt- und Klimaschutz mit der Friedensbewegung zusammen bringt, war er seit langen Jahren der einzige, der auf allen Gebieten mit wissenschaftlichem Anspruch heimisch war. Für den Umwelt- und Klimaschutz spielt in dem Autoland Deutschland der Kampf für eine andere Bahn eine entscheidende Rolle. Viele Menschen kennen ihn „nur“ als den Bahn-Experten, mit unzähligen Publikationen und als gefragter Referent bei örtlichen Veranstaltungen. Einen Eindruck davon vermittelt sein (noch) aktueller Bahn-Blog.
Winfried Wolf hinterlässt an vielen Stellen eine Lücke, die nicht geschlossen werden kann. Es bedürfte mehrerer Aktivisten seiner Art, um in unserem Land politische Bewegungen mit eigener Erfahrung und Expertise voran zu bringen. Diese Lücke führt dazu, dass einfaches noch schwerer zu machen ist, um es mit den Worten von Berthold Brechts „Lob des Kommunismus“ zu formulieren, was er seiner Biografie als Leitbild voran gestellt hat:
Er ist vernünftig, jeder versteht ihn. Er ist leicht.
Du bist doch kein Ausbeuter, du kannst ihn begreifen.
Er ist gut für dich, erkundige dich nach ihm.
Die Dummköpfe nennen ihn dumm, und die Schmutzigen nennen ihn schmutzig.
Er ist gegen den Schmutz und gegen die Dummheit.
Die Ausbeuter nennen ihn ein Verbrechen
Wir aber wissen:
Er ist das Ende der Verbrechen.
Er ist keine Tollheit, sondern
Das Ende der Tollheit
Er ist nicht das Rätsel
Sondern die Lösung.
Er ist das Einfache,
das schwer zu machen ist
(Karl-Heinz Peil)
Ein weiterer Nachruf, der mehr auf die Bandbreite seines Wirkens eingeht, findet sich unter: https://www.bei-abriss-aufstand.de/2023/05/23/wir-trauern-um-winfried-wolf/ |